CEO Luca Stäger im Interview: Einblicke und Zukunftsaussichten für die Tertianum Gruppe
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GESCHÄFTSBERICHT 2023
CEO-Interview

CEO Luca Stäger
im Interview


Luca Stäger ist seit über 14 Jahren CEO der Tertianum Gruppe. Im Interview gibt er einen Einblick, was Tertianum im Kern ausmacht und wo die Reise der nächsten Jahre hingehen wird.

CEO

 

 
Welches war Ihr eindrücklichstes Erlebnis in 14 Jahren an der Spitze von Tertianum?

Mein eindrücklichstes Erlebnis hatte ich bereits nach rund zwei Jahren bei Tertianum. Ich war für eine Tagung in einer Residenz mit meinen damals 17 Direktoren – so «klein» war die Tertianum Gruppe zu dieser Zeit. Eine ältere Frau kam während der Kaffeepause auf mich zu und sagte: «Junger Mann, sie sehen müde aus. Sie arbeiten vermutlich zu viel. Schauen Sie, ich bin bald 100 und habe in meinem Leben etwas gelernt: Was wirklich zählt im Leben, sind die Beziehungen und die Liebe von und zu anderen Menschen». Dieser Satz hat mich über all die Jahre hinweg immer wieder begleitet. Vor allem, wenn wir schwierige Situationen meistern mussten, hat es mich darin bestätigt, dass unsere Arbeit eine sinngebende Tätigkeit ist.

Wie sieht die strategischen Roadmap der Tertianum Gruppe aus? Was sind die wichtigsten Ziele?

Wir haben 2023 die Strategie für die nächsten Jahre überarbeitet und neu justiert. Neben der vollständigen Integration des Themas «Nachhaltigkeit» ist ein zentrales Element nach wie vor unser konsequenter Wachstumsansatz, der sich auf organische Expansion sowie gezielte Übernahmen konzentriert. Wir suchen kontinuierlich nach Standorten, an denen wir unsere Dienstleistungen ausbauen können, um noch mehr Menschen in der Schweiz eine hochwertige Pflege und Betreuung bieten zu können. Dabei ziehen wir auch eine Expansion ins nahe europäische Ausland durchaus in Betracht.

Welche Rolle spielt eine wertebasierte Unternehmenskultur dabei? Und wie fordern und fördern Sie das bei Tertianum?

Tertianum hat eine starke Unternehmenskultur, die von unseren Werten «Respekt», «Verantwortung» und «Leidenschaft» geprägt ist. Zudem haben wir 2023 unseren Purpose «Wir wollen Lebensfreude ermöglichen» definiert. Das sind wichtige Elemente einer soliden Basis für unseren strategischen Kurs. Denn am Ende sind es ja die Menschen in unseren bald 100 Betrieben, die den Unterschied machen. Da hilft es, wenn man eine gemeinsame Richtung hat. Darüber hinaus ist es essentiell, dass wir unsere Werte vorleben und sie in alle Aspekte unseres Unternehmens integrieren. Nur so fördern wir ein gemeinsames Verständnis und Handeln.

Wie wichtig sind die Werte Respekt, Verantwortung und Leidenschaft für Sie ganz persönlich in der täglichen Arbeit bei Tertianum?

Respekt bedeutet für mich ganz konkret, dass alle Menschen – unabhängig von der betrieblichen Hierarchie – die gleiche Bedeutung haben. Dabei spielt Kontakt auf Augenhöhe eine wichtige Rolle. Das heisst nahbar zu sein und z. B. kein eigenes Büro mehr zu haben und so mit den unterschiedlichsten Personen zusammenarbeiten zu können. Verantwortung heisst für mich, täglich für unsere Gäste und für unsere Mitarbeitenden «mitzudenken». Ich prüfe dabei meine Entscheidungen immer nach zwei grundsätzlichen Kriterien: Nutzt es unseren Gästen? Können die Mitarbeitenden damit umgehen bzw. erleichtert die Entscheidung ihre Arbeit? Und unter Leidenschaft verstehe ich, auch nach 14 Jahren bei Tertianum kein Zeichen der Müdigkeit zu verspüren und jeden Morgen immer wieder motiviert unsere Geschichte weiterzuschreiben.

«Es ist immer der direkte zugewandte Kontakt zwischen unseren Mitarbeitenden und den Gästen, der den Kern des guten Alterns in unseren Häusern ausmacht.»
Luca Stäger
CEO
Sie sind aktuell dabei, den Markenauftritt von Tertianum zu erneuern. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Die Marke «Tertianum» gibt es jetzt in dieser Form seit rund sieben Jahren. Nach der Neudefinition unserer Werte und unseres Purpose war es eine fast logische Konsequenz, dass wir auch unseren Markenauftritt jetzt danach ausrichten und mit einem frischeren und modernen Erscheinungsbild versehen. Mit unserem neuen Claim wollen wir zum Ausdruck bringen, dass Tertianum seinen Gästen «Raum für Lebensfreude» in doppeltem Sinn bietet: ein sicheres physisches Zuhause sowie einen Gestaltungsraum, in dem man sich individuell und nach den eigenen Bedürfnissen persönlich entfalten kann.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell und für die nächsten Jahre in der Pflegebranche? Wie geht Tertianum damit um?

Die Pflegebranche steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen und unter dem Einfluss von aktuellen und absehbaren Entwicklungen. Zu den Konstanten zählen der demografische Wandel und vor allem der anhaltend hohe Mangel an qualifizierten Fachkräften in der Pflege. Wir setzen hier auf gezielte Rekrutierungsmassnahmen, attraktive Arbeitsbedingungen und kontinuierliche Weiterbildung, um hochqualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten. Zudem wird sich aufgrund der immer wirksameren ambulanten Dienstleistungen und der besseren Gesundheit im Alter die Aufenthaltsdauer in unseren Institutionen weiterhin verkürzen. Dadurch wachsen die Anforderungen an eine qualitativ hochstehende Pflege und die Betreuung von hochfragilen Menschen sowie an eine bessere Integration der medizinischen und therapeutischen Versorgung.

Werfen Sie für uns einen Blick in die Glaskugel: Wie sieht das Wohn- und Pflegeheim der Zukunft aus?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Viele denken sofort an neue Häuser mit multigenerationalen Flächen, gemischte Wohnformen etc. Ich bin davon überzeugt, dass – unabhängig von der «Verpackung» – das Wohnund Pflegeheim der Zukunft insgesamt immer noch ein Ort sein wird, an dem Lebensqualität, Selbstbestimmung und Lebensfreude durch soziale Teilhabe und die Erfüllung individueller Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Die Integration von neuen Technologien wie der Robotik kann dazu beitragen, um die Pflege von repetitiven Aufgaben zu entlasten, zum Beispiel dem Richten von Medikamenten. So bleibt idealerweise mehr Zeit für den direkten Kontakt mit den Gästen. Denn am Ende ist es doch immer der direkte zugewandte Kontakt zwischen unseren Mitarbeitenden und den Gästen, der den Kern des guten Alterns in unseren Häusern ausmacht. Jetzt – und in Zukunft.